Roadtrip, Baby! In drei Tagen durch die Schweiz

Roadtrip, Baby! In drei Tagen durch die Schweiz

27. Mai 2017 0 Von wandersfrau

Drei Tage in der Schweiz – oder: das ist hier ja zum Kotzen idyllisch!

Schweiz? Ich muss gestehen, dass dieses Land südlich von Deutschland, keine zwei Stunden Autofahrt von meinem Zuhause entfernt, bisher ein blinder Fleck auf meiner Reise-Landkarte war. Es heißt, ich war als Kind bereits einmal dort – damals freuten wir uns, dass das ganze Land mit mir meinen 2. Geburtstag mit lauten Schüssen und Feuerwerken feierte*.
(*Wie sich aber bald herausstellte, war der Anlass der Feierlichkeiten doch nicht mein Geburtstag sondern der Schweizer Nationalfeiertag.)

Nach beinahe 30 Jahren war es also mal Zeit für ein Wiedersehen. Hört man doch so viel über die Schweiz mit ihren Bergen, Seen und der ländlichen Idylle. Um möglichst viel in wenig Zeit zu sehen, entschieden wir uns für einen Roadtrip, auf dem das Auto gleichzeitig unser mobiles Zuhause auf Zeit sein sollte.

Eines der schönen Dinge an dieser Art zu Reisen ist wohl, dass man alles jederzeit griffbereit hat. Der kleine Hunger meldet sich? Einfach mal rechts rausfahren, ein idyllisches Plätzchen suchen und bei Brot, hartgekochten Eiern und Erdnussbutter die schöne Landschaft genießen. Die Müdigkeit übermannt die Reisenden? Dann gibt es wahlweise einen frisch aufgebrühten Kaffee oder ein kleines Nickerchen.

Wir durchquerten die Schweiz von Nord nach Süd, von Basel über den Vierwaldstättersee bei Luzern, über den Gotthard-Pass bis an den Lago Maggiore ins Tessin in drei Tagen. Während der Norden uns mit eher heimatlich anmutenden Landschaften mit grünen Bergen, Wiesen, Wäldern und Seen empfing, offenbarte sich uns bei der Weiterreise ein beeindruckendes Alpenpanorama, das jeden Photoshop-Künstler vor Neid erblassen ließe. Für einen Moment stand das Auto still und unsere Münder offen um mit allerlei „Ahs“ und „Ohs“ die umwerfende Aussicht zu würdigen.

Die ersten Eindrücke der Schweiz
Die ersten Eindrücke der Schweiz – ländliche Idylle, Weitblick und allerlei Grüntöne
Sattes Grün, steile Hänge und glücklicke Kühe
Sattes Grün, steile Hänge und glückliche Kühe

Beim Abendessen am Ufer der Emme, nahe des hübschen Ortes Bergdorf, kam dann Camper-Feeling auf. Inmitten der wilden Schweizer Natur schmeckte selbst der aufgewärmte Doseneintopf außerordentlich gut. Am späten Abend steuerten wir einen kostenlosen Stellplatz in Hutwill an und gesellten uns auf dem weitläufigen Gelände mit dem geliehenen Renault Kangoo zu fünf weiteren Campingfahrzeugen hinzu.

Den nächsten morgen starteten wir beim örtlichen Bäcker mit einem schlichten Frühstück mit Kaffee und Croissants und schluckten über die horrenden Preise. Danach wurden wir aber im Entlebuch, dem ersten Biosphärenreservat der Schweiz und seit 2001 von der UNESCO anerkannt, mit herrlichem Sonnenschein, grünen Wiesen und Wäldern und schneebedeckten Berggipfeln entschädigt.

Müssen wir wirklich weiter fahren?
Bergpanorama
Fast sprachlos – Bergpanorama im Entlebuch

Nach einem zünftigen Picknick ging es weiter auf den Glaubenberg (1.500 m ü. M.). Auf der Spitze angekommen, lag uns auch schon fast der Vierwaldstättersee zu Füßen und natürlich wieder ein atem- und sprachraubendes Gipfel-Panorama.

Umzingelt von unzähligen Motorradfahren ging es die Serpentinen hinab zum Vierwaldstättersee, ganz dicht am wunderschönen Flussufer entlang und wieder hinauf zum Schiller-Balkon am Seelisberg.

Vom Schiller-Balkon auf dem Seelisberg lässt sich fast der ganze Vierwaldstättersee überblicken
Vom Schiller-Balkon auf dem Seelisberg lässt sich fast der gesamte Vierwaldstättersee überblicken
Der Vierwaldstättersee in der Zentralschweiz
Wanderwege schlängeln sich am Ufer des Vierwaldstättersees entlang

Danach wollten wir ganz hoch hinauf: auf den Gotthard-Pass. Wir schlängelten uns an massiven Steinhängen entlang und staunten über die Aussicht ins Tal einerseits, die zunehmenden Schneefelder andererseits. Am Ortsende des urigen Andermatts parkten wir unser mobiles Heim auf dem Campingplatz und erkundeten auf angrenzenden Wanderwegen direkt die Gegend.

Das urige Städtchen Andermatt auf dem Gotthard-Pass schmiegt sich in die Berge ein
Das urige Städtchen Andermatt auf dem Gotthard-Pass schmiegt sich in die Berge ein
Natürlich gibt es hier nicht einfach nur Wege - hier gibt es Bergwege
Natürlich gibt es hier nicht einfach nur Wege – hier gibt es Bergwege
Määääh - wärend wir am Tag zuvor ausschießlich Kuhweiden passierten, trafen wir bei Andermatt eine kleine Schaffamilie
Määääh – wärend wir am Tag zuvor ausschließlich Kuhweiden passierten, trafen wir bei Andermatt auf eine kleine Schaffamilie

Auf 2.100 m ü. M. froren wir nachts wie die kleinen Schneiderlein, wurden am nächsten morgen aber mit einer wundervollen Alpenkulisse und der aufgehenden Sonne geweckt, die schnell die Kälte aus den starren Gliedern trieb.

Nach einer frischen Nacht auf 2.100 m ü. M. wärmt uns die Morgensonne auf und taucht das ganze Tal auf dem Gotthard-Pass in fröhliches Licht
Nach einer frischen Nacht auf 2.100 m ü. M. wärmt uns die Morgensonne auf und taucht das ganze Tal auf dem Gotthard-Pass in zartes Licht

Obwohl wir lediglich auf der anderen Seite des Passes wieder hinabfuhren, landeten wir plötzlich quasi direkt in bella Italia. Nachdem wir eine Stunde zuvor noch durch mannshohe Schneefelder fuhren, aßen wir unter Palmen am Lago Maggiore zu Mittag. Wenn noch nicht geschehen, lernten wir hier nun endgültig die Lektion: die Schweiz ist ein teures Land. Sau teures. Doch lohnt es sich, das Auto mit einer bunten Jahres-Vignette zu schmücken und dieses kleine sympathische, idyllische und ordentliche Land südlich von Deutschland mindestens einmal besucht zu haben.

Bewaldete Hänge und kleine Städtchen mit südländischem Charme im Valle Maggia (Maggia-Tal)
Bewaldete Hänge und kleine Städtchen mit südländischem Charme im Valle Maggia (Maggia-Tal)
Fast wie in bella Italia – Palmen und sommerliche Temperaturen verbreiten südländisches Flair am Lago Maggiore

Unsere noch verbliebenen Schweizer Franken hauten wir auf dem Rückweg abends in Beckenried auf den Kopf und verabschiedeten uns mit zwei wunderbaren Eisbechern vom Vierwaldstättersee, ehe wir die endgültig Heimreise antraten. Trotz leerem Geldbeutel steht für uns nach drei rasanten Tagen fest: wir kommen wieder!