Pilgern für Anfänger | Tag 6 | Afife bis Caminha
Von Afife bis Caminha | 20 Kilometer
Bevor ich heute weiter ziehe, führt mich Carlos über sein Grundstück und erzählt von seinen weiteren Plänen. Beeindruckt verspreche ich in ein paar Jahren wiederzukommen, um dann die vollendete Gartenanlage zu bewundern und im fertig angelegten Naturteich mit Blick über den Atlantik zu baden.
Als ich das schöne Gästehaus verlasse, befinde ich mich unmittelbar auf dem ausgeschilderten Jakobsweg und laufe durch den kleinen Ort über schmale Wege mit Kopfsteinpflaster um bald den lichten Wald zu erreichen. Einsam laufe ich zwischen den Eukalyptusbäumen und frage mich mal wieder, wo denn all die anderen sind. Einzig die zahlreichen gelben Pfeile und gelegentlich eine Jakobsmuschel verweisen auf existierende Zivilisation und vermitteln mir glaubhaft, dass ich richtig bin. Ich ergebe mich meinem einsamen Schicksal und genieße die Ruhe und den menschenleeren Wald. Gerade als ich ausnahmsweise eine falsche Abzweigung nehme, taucht eine alte Dame mit Strohhut und Gummistiefeln auf, um mich freundlich auf den richtigen Weg zurückzuschicken.
Am späten Nachmittag erreiche ich zufrieden das heutige Etappenziel Caminha. Als ich ein Café ansteuere, werde ich mit wild winkenden Armen und auffordernden Rufen, mich dazuzusetzen, empfangen. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wer diese rufenden und winkenden Menschen sind, habe keinen von ihnen zuvor gesehen. Jedoch scheinen sie eine fröhliche Pilgergruppe zu sein und nach einem eher einsamen Tag auf dem Caminho freue ich mich über Anschluss und nehme die Einladung neugierig an. Eine Weile sitze ich mit Ellen und Richard aus den USA und Stephen aus Großbritannien zusammen und genieße bei einem herzhaften Tosta Mista und erfrischendem Cider die gut gelaunte, fabelhafte Stimmung, ehe ich mich in meine Unterkunft verabschiede. Zur Feier der ersten 100 Jakobsweg-Kilometer gönne ich mir etwas Luxus im phantastischen Design & Wine Hotel.